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8. August 2021Die vier Waisenkinder Wittig
Aus der Gemeindegeschichte
Wie groß die christliche Solidarität innerhalb unserer Kirchengemeinde war, zeigt das Schicksal der vier Kinder des reformierten Ehepaares Wittig, das aus der Pfalz stammte. Der Vater, der im Celler Regiment des Oberst von Freudemann als Soldat seinen Dienst verrichtete, war in Brabant gefallen. Durch den Tod der Mutter im Jahre 1749 wurden die vier Kinder zu Vollwaisen. Damit sie nicht betteln gehen mussten, organisierte Pastor Johann Georg Kühner von der Deutsch-reformierten Gemeinde in Celle zusammen mit den Kirchenvorstehern (Presbytern) eine Hilfsaktion. Auch wollte man die Kinder „in Gottesfurcht erziehen und unterweisen lassen“. Da die üblichen Erträge aus der „Armen Büchse“ nicht ausreichten, beschloss man eine eigene Sammlung für die Kinder, die von 1750 bis 1759 durchgeführt wurde.
Etliche Gemeindeglieder verpflichteten sich zu einer regelmäßigen Unterstützung. Manchmal fand sich unter den Spenden auch eine stattliche Summe, wie z. B. die des 88-jährigen General de Cheusses in Höhe von zehn Talern.
Die älteste Tochter der Wittigs, Maria Margaretha (16 Jahre alt), stand zunächst bei zwei Gemeindegliedern und Pastor Kühner in Dienst. Letzterer nahm sie bei seinem Wechsel von Celle mit nach Altona. Die zweitälteste Tochter, Anna Sabina (15 Jahre alt), kam in den Dienst beim Kirchenvorsteher Oberförster Carl Ludwig Wissel und die beiden Jüngsten, Juliane Philippine (9 Jahre alt) und Julius Wilhelm (7 Jahre alt), wurden auf Gemeindekosten zunächst bei der Soldatenfrau Hollten, „hinter dem Wall wohnhaft“, aufgezogen. Später wechselten sie zum Vorsänger der Deutsch-reformierten Gemeinde, dem Schneider Schröder. Dabei sorgte die Gemeinde nicht nur für den Unterhalt der beiden Kinder, sondern kümmerte sich auch um eine Schulausbildung sowie um eine Lehre für den Jungen.
Die hier kurz skizzierte Geschichte der vier Waisenkinder der Familie Wittig zeigt, wie groß die Solidarität der Gemeindeglieder untereinander in einer Zeit war, als es noch kein staatliches Netz gab, in dem Menschen aufgefangen wurden.
Andreas Flick