Der Bibeltextomat
8. Juli 2020Erklärung des Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK)
23. Juli 2020Wie das Kreuz auf unsere Kirche kam
1699 hatte Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg den Hugenotten in Celle den Bau einer Kirche gestattet. Dass die reformierte Konfession damals in Celle nur eine tolerierte, aber keine mit den Lutheranern gleichberechtigte Konfession war, zeigt sich an den restriktiven Auflagen, die ein kirchliches Aussehen des Gebäudes untersagten. So gab es keinen Kirchturm. Auch wenn die Fachwerkkirche von außen nicht wie ein herkömmliches Gotteshaus aussah, lehnte es sich baulich eng an französischreformierte Vorbilder an und stellte somit einen typischen hugenottischen temple dar. Sowohl von außen als auch im Innenraum spiegelte sich das französischreformierte Kirchenverständnis wider. Dazu gehört auch die mit 2. Mose 10,4 begründete Bilderlosigkeit
(2. Gebot). Wie in anderen Hugenottenkirchen verzichteten die Erbauer bewusst auf das Symbol des Kreuzes und brachten in der Kirche Holztafeln mit französischen Bibeltexten an. Die reformierte Schlichtheit der Celler Kirche veranlasste 1753 Zacharias Conrad von Uffenbach zu dem Urteil: „Sie ist nicht wie eine Kirche, sondern wie ein Wohnhaus, so aus einem großen Saale bestehet; es ist auch darinn nichts zu sehen.“
Die Kirche bot noch zu Beginn der Amtszeit von Pastor Theodor Hugues (1803-1878) ein Bild, das von wenigen Ausnahmen abgesehen weitgehend der ursprünglichen Hugenottenkirche entsprach. Deren reformierte Nüchternheit stand jedoch nicht in Übereinstimmung mit dem von der Erweckungsbewegung geprägten Glauben des Theologen und dem Lebensgefühl der spätromantischen Epoche. So beschloss das Presbyterium, dem Gebäude „ein kirchlicheres Aussehen zu geben“. 1847 erhielt die Kirche eine Außenverschalung mit aus Holz gefertigten Steinquaderimitationen, vorgesetzten rundbogenartigen Fensterverkleidungen und Säulen. Um dem Gebäude eine sakralere Optik zu geben, wurde am Giebel über dem Eingang ein aus Eisen gefertigtes Kreuz angebracht, das laut Pastor Hugues „kein unnöthiger Zierrath“ war. In der Theologie des frommen Erweckungstheologen war das Symbol des Kreuzes von zentraler Bedeutung und besaß einen programmatischen Charakter. Übrigens wurde damals im Kircheninnenraum über dem Schalldeckel der Kanzel ein weiteres Kreuz angebracht (siehe rechtes Foto).
Spötter nannten dieses 1961 unter Pastor Hubert Ahlborn wieder entfernte Kreuz wegen seiner Optik „Hügel Golgatha“.
Andreas Flick